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ISO Revision fordert strategische Unternehmensplanung - Was Qualitätsmanager tun können

Via CERTQUA GmbH • Andreas Orru
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Die Normrevision ISO 9001:2015 fordert von Unternehmen eine verstärkte strategische Unternehmensplanung und -analyse. Für Qualitätsmanager bedeutet dies, externe und interne Faktoren, die Einfluss auf ihre Organisation nehmen können, zu identifizieren und zu überprüfen. Doch welche Einflussfaktoren spielen eine Rolle und wie werden ihre Wirkungen auf das Unternehmen analysiert?

Mögliche Einflussfaktoren auf eine Organisation

Um die möglichen Einflussfaktoren auf ein Unternehmen zu analysieren, ist es ratsam im Vorfeld alle möglichen Kategorien von Einflussfaktoren aufzulisten um einen besseren Überblick zu bekommen:

1. Einflussfaktoren des globalen Unternehmensumfelds:

  •  Politische Vorgaben und Änderungen
  •  Rechtliche Vorgaben und Änderungen
  • Wirtschaftliche Veränderungen
  • Technologische Einflüsse und Entwicklungen
  • Ökologische Einflüsse und Entwicklungen
  • Soziokulturelle Einflüsse und Entwicklungen

2. Einflussfaktoren des Wettbewerbsumfelds:

  • Marktbezogene Veränderungen
  •  Veränderungen innerhalb der Branche
  •  Veränderungen und Entwicklungen der Konkurrenz
  •  Kundenbezogene Einflussfaktoren

3. Einflussfaktoren der internen Unternehmensstrukturen:

  • Finanzielle Ressourcen
  • Bestandsressourcen
  • Technologische Ressourcen
  •  Personelle Ressourcen
  •  Kulturelle Ressourcen

Einflussfaktoren des globalen Unternehmensumfelds analysieren

Die Einflussfaktoren des globalen Unternehmensumfelds sind nicht oder nur bedingt beeinflussbar. Trotzdem ist es wichtig, sie zu erfassen und zu analysieren, damit mögliche Chancen und Risiken daraus abgeleitet werden können. Für die Analyse empfiehlt sich ein systematisches Vorgehen:

1. Identifikation:

Per Checklisten, Interviews oder Brainstorming werden in diesem Schritt potenziell wichtige Faktoren aufgespürt.

2. Auswahl:

Aus den gesammelten Faktoren müssen nun die 10 bis 15 wichtigsten herausgefiltert werden. In kleineren Mitarbeitergruppen können diese dann näher beschrieben werden.

3. Dokumentation und Auswertung:

Nun werden die wichtigsten Umwelttrends dokumentiert und ausgewertet sowie mögliche Konsequenzen für die Organisation abgeleitet.

4. Beobachtung:

Für eine nachhaltige Analyse ist es wichtig, das Unternehmensumfeld laufend zu beobachten. Hier kann man aber je nach Dringlichkeit der Einflussfaktoren unterscheiden: hochkritische Problemfelder sollten ständig beobachtet werden, weniger kritische sollten in regelmäßigen Abständen in Augenschein genommen werden und überraschende Probleme sollten in einer außerplanmäßigen Beobachtung unter die Lupe genommen werden.

Einflussfaktoren des Wettbewerbsumfelds analysieren

Die Einflussfaktoren des Wettbewerbsumfelds lassen sich mit einer Markt- und Branchenanalyse analysieren. Bei der Marktanalyse geht es vor allem darum, die Attraktivität des Markts zu beobachten. Dazu gehört die Beobachtung des Marktpotenzials (Umsatzpotenzial und das zu erwartende Marktwachstum), die Beobachtung der Beschaffenheit der Dienstleistungen und die Beobachtung der Marktstruktur (Macht der Lieferanten, Profile und Verhaltensmuster der Kunden).

Mit der Branchenanalyse lassen sich die Wettbewerbsbedingungen, die Attraktivität und die Ertragsmöglichkeiten in einer Branche bestimmen. So geht es vor allem darum die Rivalität innerhalb der Branche, die Gefahr des Markteintritts von neuen Wettbewerbern, die Bedrohung durch ähnliche Dienstleistungen und die Verhandlungsstärke der Kunden zu beobachten. Um Sicherheiten und Unsicherheiten im Wettbewerbsumfeld darzustellen, eignet sich auch eine Szenarioanalyse. Hierbei werden Zukunftsbilder erarbeitet, die ein Best-Case-, ein Worst-Case- und das wahrscheinlichste Szenario beinhalten.

Einflussfaktoren der internen Unternehmensstrukturen analysieren

Neben den äußeren Einflüssen auf ein Unternehmen spielen für die strategische Unternehmensplanung auch die internen Strukturen und Ressourcen eine große Rolle. Denn der Erfolg eines Unternehmens ist auch immer von der Ausstattung an Ressourcen sowie von Fähigkeiten und Kompetenzen innerhalb einer Organisation abhängig. Die internen Unternehmenspotenziale lassen sich am besten mit den Methoden der Kennzahlenanalyse, der Wertkettenanalyse, der Organisations- und Prozessanalyse, der Kernkompetenzanalyse und der Unternehmenskulturanalyse bestimmen.

Die Kennzahlenanalyse lässt Rückschlüsse auf die Leistungsfähigkeit eines Unternehmens zu. Hierbei spielen finanzielle Kennzahlen (wertorientierte Kennzahlen, Kennzahlen zur Rentabilität etc.) und nicht finanzielle Kennzahlen (Kennzahlen zu Prozessen, Kunden und Mitarbeitern) eine Rolle.

Bei der Wertkettenanalyse wird eine gesamte Wertschöpfungskette (angefangen bei der Kundenakquisition, über die Dienstleistungserbringung bis hin zum Kundenservice) überwacht. Natürlich werden auch die sekundären Aktivitäten wie das Personalmanagement, die Beschaffung etc. in den Blick genommen. Für eine Analyse werden alle Tätigkeiten auf ihre Kosten und den Wertbeitrag für das Unternehmen überprüft.

Mithilfe der Organisations- und Prozessanalyse wird die Aufbau- und Ablauforganisation des Unternehmens im Hinblick auf eine effiziente Aufgabenerledigung beurteilt. Grundlage dafür sind z.B. Organisationshandbücher, Dokumentationen und Richtlinien. Zudem können per Mitarbeiterinterviews Aspekte wie Hierarchien, Durchlaufzeiten, Schnittstellenvereinbarungen, Kommunikationswege etc. abgefragt werden.

Wichtige Kernkompetenzen lassen sich am besten bestimmen, indem man hinterfragt, welche Dienstleistungen in den letzten Jahren erfolgreich waren, worin gerade bei diesen Dienstleistungen der Nutzen für die Kunden lag, worin sich das Unternehmen von den Wettbewerbern unterscheidet, welches die größten Mißerfolge in der Vergangenheit waren.

Zu guter Letzt, spielt auch die Unternehmenskultur eine bedeutende Rolle für den Erfolg eines Unternehmens. Um diese auf den Prüfstand zu stellen, eignen sich Fragen wie

  • Welche Routinen und Rituale gibt es?
  • Was wird neuen Mitarbeitern erzählt?
  •  Wie hierarchisch oder flach sind die Strukturen?
  • Was wird besonders überwacht und kontrolliert?
  •  Steht Belohnung oder Bestrafung im Vordergrund?

SWOT-Analyse als Abschlussbetrachtung

Nach Identifikation und Analyse aller externen und internen Einflussfaktoren, eignet sich eine SWOT-Analyse (strenghts, weaknesses, opprtunities, threads), um die globale, wettbewerbsbezogene und interne Analyseperspektiven zusammenzuführen und zu verknüpfen. Dabei sind folgende Fragen hilfreich:

  • Welche Stärken des Unternehmens passen zu welchen Chancen und wie lassen sich diese umsetzen?
  • Welchen Risiken kann man mit welchen Stärken begegnen?
  • Wo können aus Schwächen Chancen entstehen?
  • Wie können Schwächen abgebaut und Risiken vermieden werden?
  • Die SWOT-Analyse ist somit ein wichtiger Baustein, um dem Erfolg eines Unternehmens auf die Sprünge zu helfen oder diesen zu festigen. 
Bild des Benutzers Kim Heinz
Kuratiert
am 27.10.2015 von
Kim Heinz

Andreas Orru ist seit 1996 Geschäftsführer der CERTQUA – Ge-sellschaft der Deutschen Wirtschaft zur Förderung und Zertifizierung von Qualitätssicherungssystemen in der beruflichen Bildung mbH (www.certqua.de). Er ist Experte im Bereich Qualitätsmanagement für Bildungsorganisationen. Nach seinem Studium der Soziologie sowie Rechtswissenschaft mit dem Schwerpunkt Industrie- und Organisationssoziologie an der Universität Bielefeld war er als Lehrbeauftragter im Bereich Internationales Qualitätsmanagement an der Universität Düsseldorf tätig.

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